David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Monats: Kopfhörer

Januar 2015

Ich erinnere mich noch gut, wie Matthias Schüssler die Kopfhörerverschleissklage in seinem Blog begonnen hat:

«Wenn es etwas gibt, das man nur als grotesk, absurd und obszön bezeichnen kann, dann ist es mein Verbrauch an Kopfhörern.»

Mir geht es ähnlich. Allerdings bin ich mir sicher, dass das nicht meine Schuld ist, sondern die der Hersteller. Denn bei mir ist es nicht immer das Kabel und schon gar nicht die gleiche Stelle, die kaputt geht. Kopfhörer zerbrechen und zerbröseln an allen möglichen und unmöglichen Stellen, sie zerfallen wie radioaktive Isotope, lösen sich auf wie Leichen in Salzsäure, sie verrotten, zerstäuben, verwesen, entropieren, vergrusen, dissoziieren, segnen das Zeitliche, fahren zur Hölle. Ein Kopfhörer, der nicht kaputt ist, ist noch grün hinter den Ohren.

Noch ein kaputter KopfhörerOhrmuschel des Grauens

Mein Kopfhörerverschleiss steigert sich langsam vom Lächerlichen ins Sittenwidrige, und ich kann wie gesagt ausschliessen, dass das an meiner Behandlung liegt. Auch deshalb, weil früher bei mir mal ein Kopfhörer über 20 Jahre lang gehalten hatte. Recht günstige Ware von Sony war das, und die funktioniert vielleicht heute noch, ich hab das Zeug irgendwann verschenkt. Mein Vater hat tatsächlich noch immer seinen Kopfhörer aus den siebziger Jahren, der aussieht wie neu. Es ginge also auch anders, wenn das Material mitspielen würde.

Kaputter KopfhörerIm Moment besitze ich drei sogenannt hochwertige Kopfhörer, die ich praktisch nur zu Hause getragen habe. Davon sind kaputt: drei. Der eine verfügt über eine eingebaute Lautstärkeregelung, die ich zwar nicht brauche, dank der aber die Signalübertragung unter einer Art Wackelkontakt leidet. Der andere ist da etwas simpler gestrickt, dem fällt einfach ab und zu eine Ohrmuschel ab. Und beim dritten bröseln schon seit Jahren die Lederpolster ab, so dass ich nach jedem Gebrauch ein schwarz gesprenkeltes Gesicht habe. Meinen In-Ear-Hörer habe ich aus purer Angst weggeschmissen. Es ist mir mehrfach passiert, dass der Silikonaufsatz im Ohr steckenblieb, als ich den Stöpsel auf dem Ohr ziehen wollte, und dann nur noch einen Teil des Kopfhörers in Händen hielt. Die ersten beiden Male konnte man das Stück noch mit einer Pinzette herausfischen. Beim dritten und letzten Mal rutschte das Silikonstück jedoch komplett in den Gehörgang hinein. Ich spürte, dass ich etwas im Ohr hatte, konnte aber im Spiegel nichts sehen. Mit der Pinzette lief ich Gefahr, den Fremdkörper noch weiter in den Gehörgang zu schieben oder mich gar zu verletzen. Ich wagte dennoch einen beherzten Griff ins Innere meines Schädels und hatte Glück. Ich weiss nicht, was das über den Inhalt und allfällige Hohlräume meines Kopfes aussagt, aber ich möchte das nun auch nicht genauer erforschen.