David Lee

Früher mal cool

Elektroschrott des Tages: Sony Cyber-shot HX5V

(erschienen auf DigitalLiving.ch, 08.03.2012)

Live fast, love hard, die young: Zumindest letzteres ist dieser Kompaktkamera mühelos gelungen.

Heute darf ich stolz ein Schmuckstück aus meiner privaten Schrottsammlung präsentieren. Ich habe mir diese Kamera gekauft, weil sie alles bietet, was man auf Reisen braucht: superhandliche Abmessungen, ein 10-fach-Zoom, ein GPS, und gut funktionierende HDR- und Nachtaufnahmemodi.

Leider fehlt der Cyber-shot dann doch etwas, was sie zur perfekten Riesekamera machen würde: sie scheint nicht besonders resistent gegen Feuchtigkeit zu sein. Jedenfalls zeigt sie seit dem letzten Trip auf jeder Aufnahme zwei schöne, runde Flecken, die da nicht unbedingt sein müssten. Das Nutzererlebnis komplett machte der Umstand, dass ich den ersten Zusatzakku umgehend verloren, den zweiten nie gebraucht habe, weil die Kamera gleich anschliessend befleckt wurde.

Sie wird in meiner Erinnerung weiterleben.

Ich höre schon den Einwand: Völlig egal, eine Kompaktkameras kostet ja nichts. Man bekommt sie zu 85 Franken das Stück nachgeschmissen. Wenn das so weiter geht, kauft man Kameras eh bald nur noch, weil sich darin ein wertvoller Ersatzakku befindet. Den kann man dann herausnehmen und den Rest wegwerfen.

Von einer solchen Haltung halte ich aber wenig. Schleuderpreise hin oder her, in so einer Kamera befinden sich wertvolle Rohstoffe, komplexe Elektronik und Optik, es ist ein High-Tech-Produkt, dessen Herstellung eine Menge Energie verbraucht und dessen Entsorgung problematisch ist. Ausserdem braucht es nach wie vor auch Menschen zur Herstellung der Geräte, welche bekanntlich unter nicht wahnsinnig tollen Bedingungen arbeiten. Aus all diesen Gründen ist es nicht optimal, wenn wir dazu gedrängt werden, High-Tech-Geräte zu wechseln wie Unterwäsche.

Aufschrauben und an den Sensor kommen: keine Chance. Esoterische Tricks wie Aufheizen im Backhofen: zwecklos. Reparatur: lohnt sich nicht, geht wahrscheinlich gar nicht.

Nun könnte man Kameras schon so bauen, dass eine Reparatur möglich wäre, aber das bringt dem Hersteller ja nichts. Der findet es besser, wenn man gleich eine neue kauft. Irgendwie muss die Wirtschaft in Gang gehalten werden, auch wenn wir schon alles haben.